Die Grauen Herren und mein Zeitsparkonto.

18. September 2018 — Hinterlasse einen Kommentar


Ihr habt es vielleicht bemerkt; ich habe einige Wochen nicht geschrieben. Wir hatten einen schönen Sommer! Und schön anstrengend auch (dieses Wort wird zu meinem Alltagsbegleiter!). Mit viel Gartenzeit, Grillgästen, Urlaub, Poolplantscherei und sonstigem. Zum Schreiben blieb aber keine Zeit; es gab so viele andere Dinge zu tun! Das war so wie mit dem Abnehmen: Wenn man 5 Kilo zuviel hat, fühlt man sich schlecht; und belohnt sich dafür wenigstens mit einem leckeren Lieblingskuchen. Dann ist das 6. Kilo nicht mehr weit und wenn diese Grenze erstmal geknackt ist, dann ist es sowieso egal, ob man 6 oder 10 Kilo mehr drauf hat… So ging es mir mit dem Schreiben: 3 Wochen – ist eine lange Zeit. Dann wurden es 4 und 5 Wochen und die letzten 7 Wochen machten den Braten dann auch nicht mehr fett! Zum Schluss waren es 3 Monate – ich habe mich gefühlt als hätte man mir die Zeit gestohlen! Dabei sind es nicht nur unliebsame Dinge, die mich Muße gekostet haben, es gab ja auch Abbis 5. Geburtstagfeier und einen Urlaub mit der Großfamilie in der Bretagne, aber eben auch die Steuererklärung oder zu nähende Klamotten, eine kaputte Autowindschutzscheibe, usw. Sogar ganz banale Sachen wurden für mich zum Problem: Freundebücher! Diese Bücher, in die die Kinder schreiben sollen, obwohl sie außer ihren eigenen 5 Buchstaben noch gar nicht schreiben können! Also macht Mutti das – und am besten noch ziemlich originell. Und die Fotos der eigenen Kinder, die man da reinkleben soll –> wer sucht die Fotos aus? Wer bestellt sie (online) nach, holt sie ab und klebt sie ein?). Auch Mutti. Zuviel Aufwand für mich; alles zuviel. Ein Freundebuch vergilbte mal 4 Wochen bei uns.. Inzwischen habe ich auf Vorrat pro Kind 8 Mal das gleiche Foto nachbestellt; man weiß nie, wie viele Bücher bis zu ihrer Einschulung noch kommen…!

In meinem Kopf liefen -nebenher versteht sich- noch wichtige, grundsätzliche Überlegungen ab, wie z.B. zu unserem Wohnort (Haus/Wohnung kaufen: Ja oder nein? Wo kaufen? Weiter raus ziehen – ist das ok oder nicht…? Mögliche Objekte anschreiben, Termine vereinbaren, etc., etc.). und auch das Überdenken von freundschaftlichen Beziehungen stand an: Das alles hat mich Unmengen an Kraft und Zeit gekostet! Im Konglomerat stand ich vor einem Riesenberg, den ich nicht zu erklimmen wusste. Im Moment bin ich froh, wenn ich um 23 Uhr noch den Einschaltknopf für den Fernseher finde, nachdem der Muck ab 21 Uhr endlich schläft, Herr L. auch von der Arbeit eingetrudelt ist oder die Küche auf Vordermann gebracht hat und ich dann noch die letzte Wäsche aufgehangen habe. Gemeinsame qualitative Zeit mit Hr. L., bevor er einschläft: Variiert zwischen 05 und 20 Minuten. Alltag.

Woran liegt das? Warum habe ich abends so wenig Zeit und auch am Wochenende oft nicht? Und: Sind wir die Einzigen, die oft denken, dass wir wenig von dem hinkriegen, was wir uns vorgenommen hatten? Bringe ich zu wenig Selbstdisziplin auf, um die Kinder abends früher zum Schlafen zu bringen? (Naja – der Mittagsschlaf im Kindergarten trägt seinen Großteil zur nicht vorhandenen Abendmüdigkeit bei…!). Hm. Hinzu kam, dass ich zusätzlich zu meinem normalen Halbtagsjob 3 Wochen die Vertretung für eine Kollegin übernommen hatte. Ihre Arbeit erledigte ich entweder mittags in meiner ‚Pause‘ (ich lache mich schlapp – tolles Wort!), oder abends zu Hause, nachdem die Kinder schliefen… also ab ca. 21 Uhr. Nach diesen Wochen, in denen der Alltag mit den Kindern natürlich ganz normal weiter lief, konnte ich keinen Piep mehr sagen. Ich war erschöpft! Angespannt und entnervt. Genervt! Am meisten von meinem eigenen genervt sein! Die Kinder konnten ja nichts für meine stressige Situation. Am Ende der Woche sind wir Eltern auch oft so geschafft, dass wir einfach so ins Wochenende hineinleben… das ist zwar auch ganz schön, bedeutet aber gleichzeitig, dass wir wieder wenig geschafft kriegen, was wiederum zu neuem Unmut führt! Wir wollen ja nicht generalstabmäßig alles bis ins kleinste Detail planen, aber so ganz ohne Planung geht es eben doch nicht… Ach – in letzter Zeit lief es irgendwie nicht rund; und das, obwohl ich mich nicht einmal richtig beschweren kann, weil der Rest eben doch gut lief.

Unwissend, dies zu tun, hatte ich stetig mein Zeit-Spar-Konto aufgefüllt (ihr erinnert Euch an Momo? – Man verliert die Zeit beim Sparen und gewinnt rein gar nichts!). Dabei hatte ich mich vernachlässigt; wer kennt das nicht…? Ich merkte, dass mein Geduldsspiegel niedriger lag als sonst und dass ich dann auch ganz gerne wegen Kleinigkeiten sauer wurde, die ich sonst viel geschickter lösen konnte. Hr. L. und ich haben uns dann hingesetzt und überlegt, wie wir es besser machen können: Ein paar Veränderungen haben wir schon herbeigeführt, die uns helfen sollen, wieder mehr mit uns selbst und uns als Paar zu sein und nicht nur als Eltern zu fungieren. Und es half mir auch sehr, wenn ich ganz unerwartet mal kurze 1 bis 2 Stündchen Zeit zum Aufatmen bekam – Zeit, in der ich von der stetigen Verantwortung für die Kinder befreit wurde. Diese Zeit der Entlastung haben mir ein paar Male Hr. L. oder meine Maam verschafft – danke! Danach ging es alles gleich wieder viel besser; so aufgetankt und frisch sortiert.

Folgende Dinge haben wir teilweise schon erfolgreich umgesetzt:

PAARZEIT
– Herr Lampenhügel hat mir jüngst ein Schnupper-Kultur-Abo geschenkt. Damit gehen wir 1x im Monat auf eine Veranstaltung, auf die wir sonst nicht gekommen wären. Z.B. ins Schauspielhaus, ins Theater, in die Oper oder die Philharmonie. Es sind immer tolle Erlebnisse, weil alleine das ‚Rauskommen‘ und das Eintauchen in eine andere Welt spannend und aufregend ist! Und wir fühlen uns fast wie damals, als wir ’nur‘ ein Paar waren.
–> Einmal im Monat organisieren wir also einen Babysitter (oder die liebe Familie), damit wir etwas als Paar unternehmen können. Sehr empfehlenswert.
– Einmal pro Woche zum Tanzkurs gehen (Welchen Tanz, das verrate ich in einem nächsten Artikel). Das haben wir früher auch gemacht und ist toll, denn man bewegt sich, kommt unter Leute und strengt auch noch das Köpfchen an.
– Für den Alltag: Die Kinder früher ins Bettelein bringen und spätestens um 20:45 Uhr Elternzeit einläuten (und Eltern-Essen!).
– Abends 30 Minuten zusammen etwas sinnvolles tun, damit wir nicht das Gefühl haben, dass wir gar nichts schaffen von dem, was wir uns vorgenommen hatten. Das kann sein: Kinderklamotten sortieren für den Flohmarkt oder Freundeskinder oder Familienskinder oder den 2.Hand Shop; Bilder aufhängen, usw.

MEINALLEINZEIT
– 2 bis 3 Mal pro Woche Joggen gehen (das schaffe ich in der Mittagspause – also nach dem Job und vor dem Abholen der Kinder).
– Herr Lampenhügel fährt fast täglich mit dem Rad zur Arbeit (30 km insgesamt!).
– Jede Woche einmal Tanzen (siehe oben) – eine meiner absoluten Leidenschaften; da kann ich auch alleine hingehen, wenn Hr. L. verhindert ist.
– Die Wochenenden besser organisieren, sodass Hr. Lampenhügel und ich uns     gegenseitig Freiräume mit der Kinderbetreuung schaffen, damit der andere etwas tun kann. Schreiben z.B.!!
– Am Wochenende die kommende Woche durchsprechen.. dann gibt es weniger (böse) Überraschungen und man weiß auch, worauf man sich einlässt ;-).

Vielen Paaren geht es bestimmt – immer mal – ganz ähnlich. Wir haben uns unsere Kinder absolut gewünscht, dennoch hatten wir KEINE Ahnung, was auf uns zukam. Alle Eltern wissen, dass Kinder -neben der schönsten Bereicherung- eben auch eine große Belastung für eine Beziehung bedeuten! Da muss man sich immer mal wieder zusammenraffen und gemeinsam (!) gucken, dass man sich gegenseitig Zeitfenster schafft, als Paar oder für jeden alleine, um alles zu entzerren.

Jetzt, nachdem ich endlich wieder geschrieben habe, kann ich mit Leidenschaft auch die verdammte Kürbissuppe kochen, die schon seit 4 Tagen überfällig ist! Mahlzeit und bis zum nächsten Artikel in 3 Monaten…. 🙂

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