Die bucklige Frau Lampenhügel – letzter Akt: Showdown im OP.

5. September 2017 — Hinterlasse einen Kommentar


Nach der OP ist vor der OP: Gerade bin ich wieder bucklig, aber ja nur kurz. Irgendwo auf der Strecke habe ich mir einen Bauchnabelbruch zugezogen, von dem ich bis zuletzt hoffte, dass er nicht operiert werden muss; zu lesen hier. Nach dem Gespräch mit einem Chirurgen (bitte hier ), war klar: Eine OP ist notwendig. Das Risiko, dass wieder Gewebe aus dem Löchlein austreten könnte, ist immer da und bei Darm-Einklemmung wäre es dann eine Not-OP. Das ist alles gar nicht nach meinem Geschmack. Also nehme ich es auf die einzig akzeptable Weise hin; die mit Humor. Das lindert und löst meistens ganz viel innendrin und drumherum.

Den ganzen Sommer hatte immer diesen OP-Gedanken im Nacken: Doofe Bauchnabel-OP. Ich hatte sie heimlich auch schon einmal verschoben. Da bekomme ich meine 2 Kinder ohne auch nur eine Spritze oder sonstiges, und dann das!

2 Tage vorm OP Termin wurschtle ich mich nochmal durch die Unterlagen und merke, dass ich vergessen habe, mir eine Überweisung vom Hausarzt für’s Krankenhaus zu holen! Oh nee! Die muss ich morgen noch besorgen, sonst operieren die mich nicht! Sehr praktisch, dass meine Hausärztinnen ganz am anderen Ende des benachbarten Domstädteleins residieren..! Ich muss mir mal einen Wald- und Wiesenarzt hier im Veedel suchen. Und ins Krankenhaus muss ich morgen ja auch noch zum Vorgespräch; Kackscheiß! (Ich bin etwas empfindlich).

Immer diese Organisation! Da noch Sommerferien sind, muss das Ömchen wiederholt auf die Muckligen aufpassen, damit ich überhaupt arbeiten kann. Direkt nach der Arbeit bin ich also ins KKH gefahren. Dort beginnt alles ganz optimistisch mit 15 Min. Wartezeit vor der Anmeldung. EINE Kraft muss den ganzen Laden hier schmeißen; totale Unterbesetzung.
Danach geht aber alles recht flott; ich muss eine Menge Papierkram ausfüllen: Was die alles wissen wollen, das weiß ich ja selbst nicht mal! Familiäre Vorerkrankungen, OPs, etc., Ein Arzt und eine Anästhesistin untersuchen mich und klären mich über alle Risiken auf. Nur noch Blut abnehmen und die Verhandlung über meine Verweildauer im Krankenhaus. Ich verhandle ‚ambulant‘ – anstatt 2 Tage stationär. Ich will vor allem den Muck, den ich noch stille, nachts nicht alleine lassen. Außerdem müsst Ihr wissen, dass das Krankenhaus nur ca. 60m von unserem zu Hause entfernt liegt; es wäre schon albern, dort zu bleiben. (Jaja, ich bin mir bewusst, wofür eine oder zwei Nächte durchschlafen gut gewesen wären..). Wie Abbi sagen würde: Kropzdem. Ich will kropzdem nach Hause. Beim Blutabnehmen wird mir wie immer schwummerig; jedes Mal das Selbe! Ich muss auf die Liege und die Füße hochlegen. Diese horizontale Gelegenheit ergreift der Arzt und malt mir 2 Pfeile um den Nabel, wo morgen geschnitten werden soll. img_8028Dann bin ich fertig; also hier fertig und fertig sowieso, aber eben noch nicht ganz fertig. Schnell die Kinder zu Hause abholen, das Ömchen auslösen und los zu den Hausärztinnen, um die doofe Kacksüberweisung abzuholen. Ok, alles parat, ich wäre dann soweit. Wir gehen noch ein ultra-leckeres Eis essen (und ich frage mich, ob das wohl mein letztes sein wird? Ich sagte ja schon, dass ich etwas empfindlich bin).

Der nächste Morgen kommt. Komischer Weise bin ich die Erste, die aufsteht. Um 6:45 Uhr gehe ich los, ungeschminkt und unbeschmuckt. Das ist so gar nicht meine Zeit, aber es ist ein wunderschöner Morgen; so früh kann man ja doch ganz nette Würmer fangen, denke ich – ein gutes Zeichen! Im Krankenhaus angekommen, lotsen mich freundliche Schwestern in mein Zimmer. Sie verlieren keine Zeit und geben mir Thrombosestrümpfe, ein OP-…Lätzchen? (Kittel!) und die berühmte Leck-mich-am-Arsch-Tablette. Die nehme ich gerne, damit habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Ich bin schon ca. 7-9 Mal in Vollnarkose operiert worden. Meine Angst verschwindet dann und ich bin nur noch neugierig oder sagen wir besser: Wissbegierig. Nach der Einnahme der Tablette vergisst man aber ziemlich schnell ziemlich viel, doch dieses Mal will ich mir unbedingt alles merken! Bester Dinge mache ich ein paar „Vorher“- Selfies. img_8031Krankenhaus-Chic trage ich ja nicht jeden Tag! Die Schwester ermahnt mich, wegen der Wirkung der L-m-a-A-Tablette nicht mehr aus dem Bettelein aufzustehen. Ach so, stimmt. Dann geht es wieder schnell: Eine andere Schwester holt mich samt Bettelein ab. Ich habe 1000 Fragen, aber sie sagt immer nur, dass sie bloß ‚der Transport ist‘. Meine Fragen kann ich dann der freundlichen Schwester stellen, die mich vorm OP in Empfang nimmt, Schwester Justine. Erstmal muss ich auf die OP Liege rüberkrabbeln, dann deckt mich Justine (check: gemerkt!) mit weißen Decken zu und schiebt mich vor den OP. Wooow, interessant hier! Sie legt mir einen Zugang in die Hand, was mir inzwischen ziemlich schnuppe isimg_8035t und gar nicht weh tut (?!?) und belustigt denke ich: Umkippen kann ich im Liegen ja auch nicht mehr. Es ist kalt, aber das stört mich auch nicht mehr (?!). Überall steht Zeugs herum; Kanülen, beschriftete Schubladen, Schläuche, Ständer, Pflasterstreifen, usw. und eine Glaskanüle, die schon aufgezogen ist mit dem Narkosemittel. Moment – das kenne ich doch von den Mythen um Michael Jacksons Tod…? Kurz wird mir bang. Oh! Aus Versehen sterben will ich heute ja nicht! Aber mich kann jetzt nichts mehr umhauen; ich werde das schon überleben und die supernetten Ladies hier wissen doch, was sie tun. (Die L-m-a-A-Tablette wirkt.) Sicherheitshalber erzähle ich jedem, der es nicht wissen will, dass ich unbedingt wieder aufwachen muss, weil ich 2 wunderbare Kinder habe, die mich noch brauchen und dass ich Alice kenne, ihre Kollegin und Narkose-Schwester (die leider nicht bei meiner OP dabei sein kann)! Alles geregelt hier (check). Über mir an der Decke hängt ein Poster von den Malediven; soll wohl entspannend wirken. Also wer mithilfe dieser wunderbaren L-m-a-A-Tablette nicht schon längst entspannt IST, der wird’s auch durch das Poster nicht mehr werden! Ich muss ein bisschen lachen. Klack – die große Uhr, die über der schweren Metall-Tür hängt, merke ich mir als nächstes, sie schlägt die Minuten sehr laut an. 08:05 Uhr jetzt, klack. Ich kann sogar den OP-Plan lesen, der da drüben an der Wand hängt! Obwohl ich ca. 1.5m entfernt liege und die Schriftgröße höchstens 12 beträgt! Dank meiner Adleraugen weiß ich jetzt, welche Patienten nach mir von welchen Ärzten und Schwestern operiert werden (check!). Ich bin heute die Nummer eins; recht so. Die liebe Justine kommt zurück und fragt mich, ob ich denn gar nicht müde werde? (wo war die eigentlich?) und sie rät mir, dass ich mal versuchen solle, mich zu entspannen. Ha!, wenn die wüsste, wie entspannt ich bin! Die ist süß! Und merken konnte ich mir bisher auch noch alles! Dann kommt die nette Narkose-Ärztin vom Vorgespräch gestern und begrüßt mich herzlich! Und schwupps, habe ich das Michael-Jackson-Gedenk-Zeug im Blut und muss gar nicht bis 10 zählen, oder so, ich bin sofort weg.

In meiner Erinnerung wache ich gegen 11 Uhr in meinem Zimmer auf, schlafe aber direkt weiter. Gegen 13 Uhr bin ich das erste Mal bewusst wach und kann etwas fühlen. Auf meinem Bauch klebt eine große Kompresse und drumherum ist großzügig alles in Jod-rot getüncht. Tut schon weh jetzt. Aber ich habe Schmerzmittel intus und kann es aushalten. Ich nicke wieder ein. Beim nächsten Aufwachen bin ich fähig, etwas zu tun, also zippel ich mir die homöopathischen Mittel aus meiner Tasche, die ich mir zur Ausleitung der Narkose besorgt habe. Dann kann ich auch Herrn Lampenhügel anrufen und sagen, dass ich wieder da bin. Ich will nach Hause, obwohl es hier wirklich nett ist. Danach stürze ich 2 Gläser Wasser hinunter und schlürfe eine Hühnersuppe, die man mir hingestellt hat. Davon habe ich nichts mitgekriegt, aber die Suppe tut gut! Ich schlafe wieder ein. Wache wieder auf – Pipi! Ich klingele nach der Schwester; sie begleitet mich bis zur Toilette. Ein eigenständiger Toilettengang ist Bedingung dafür, dimg_8053ass ich gehen darf. Also gut, mich schwindelt, aber ich schaffe das. Dann schieße ich benebelt ein Nachher-Foto von mir. Huuu. Böse.

Um 16 Uhr kommt mein Operateur, der sich freundlich nach meinem Befinden erkundigt und mir sagt, dass die OP gut gelaufen ist und er meine Muskeln überlappend zusammengenäht hat. Die oberen Hautschichten sind nur geklebt; eine Narbe wird so wenig sichtbar sein. Schön. Wann hört das mit den Schmerzen auf? Er sagt, dass eine Assistenzärztin bei dem Eingriff dabei war (weiiß isch doch, steht ja auf dem OP-Plan!), und dass diese ab jetzt übernehme. Sie erklärt mir freundlich, dass sie heute Mittag schon mal bei mir war und mir ein praktisches Duschpflaster auf meine Kompresse geklebt habe. Leute, ich schwöre: Diese Frau habe ich noch nie gesehen! (Sie lacht und meint, es gäbe Zeugen.). Dann entfernt sie meinen Zugang aus der Hand, was sich ohne L-m-a-A-Tablette gar nicht so cool anfühlt und ich unterschreibe, dass ich auf eigenen Wunsch gehen will. Dann noch einen unterstützenden Bauchgurt angelegt und so torkele ich leicht benommen da raus. Unten stehen mein Mann und meine 2 Muckligen mit Blumen und kreischen „Maaamaaa!“ als sie mich sehen. Darauf hatte ich ich gewartet!

Jetzt, einige Tage später, geht es mir deutlich besser. Die ersten Tage nach der OP war ich ziemlich matschig und von der Narkose bedämmert, aber jetzt ist es ok und Schmerzen habe ich auch keine mehr. Ich werde ja auch nach besten Kräften von Herrn Lampenhügel und dem Ömchen unterstützt! Trotzdem sind 2 Kinder im Alltag MIT Bauch-OP etwas anstrengender für mich als ohne Bauch-OP, muss ich zugeben. Und lachen, niesen, husten (und drücken) tun mir noch weh, aber das mache ich ja eh nie. Die Kinder danken es mir, dass ich ‚ganz normal‘ abends und nachts zu Hause bin. Sie wissen auch genau, dass ich sie die nächsten 4 Wochen nicht tragen darf…

Fazit: Es ist wieder alles gut gegangen und, auch wenn es für mich anstrengend ist, war es für das ganze Familiengefüge gesehen die richtige Entscheidung, es so zu machen. Nicht mehr lange, dann bin ich wieder fit; dauert vielleicht nur ein oder zwei Tage länger.

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