Die ersten letzten Male

21. Mai 2017 — Hinterlasse einen Kommentar

Vergänglichkeit und Zukunft

Das Schätzlein ist jetzt knappe 4 Jahre alt und der Muck gute 2. Damals, als ich die beiden gerade zu uns hingeboren hatte, habe ich gedacht, dass die Zeit als Mama von 2 Babies nie enden würde. 2 kleinste Kinder mit allem, was dazugehört: Glücksgefühle, Beschützerinstinkt, aber auch Dauergenöle und Gejammer, pausenlose Fremdbestimmtheit. Wer das nicht selbst erlebt hat, kann nicht nachvollziehen, was es bedeutet. Mit der Ankunft des Mucks geriet ich aus der Zeit. 2 Schlechtschläfer, die IMMER an mir dran sein mussten, bescherten mir bleierne Müdigkeit. IMG_8095Mein Zeitempfinden wurde sozusagen schizophren: Zum einen dachte ich immer: Oh Gott, DAS ist jetzt für immer und ewig mein Leben – außer den Kindern habe ich nichts! Zum anderen verging alles so schnell. Heute erinnere mich gerne an die alten Tanten-Sprüche zurück, die ich als Kind selbst so oft zu hören bekommen hatte: „Oh mein Gott, bist DUU groß geworden! Man erkennt Dich ja kaum wiiieder!“ Damals waren mir diese verzückten Ausrufe unangenehm und irgendwie peinlich – ich wusste auch nie, was ich dazu sagen sollte – aber: Es stimmt! Die Tanten hatten alle recht; das weiß ich heute.

Als Abbi und der Muck noch Babies waren, war alles, was sie taten, neu. Noch nie dagewesen, das erste Mal oder zumindest eins der ersten Male. Klar gibt es diese Ereignisse immer noch, neue Errungenschaften, aber viele Dinge, die damals für Furore gesorgt hatten, gehören heute zur Selbstverständlichkeit: Sitzen beim Essen. Sitzen überhaupt; also sitzen können. Laufen. Verstehen. Sich mitteilen, sprechen, usw. Eine neue Zeit hat begonnen:

Die Zeit der ersten letzten Male.

Eigentlich sind einige erste letzte Male schon gewesen und ich habe es nur bemerkt, WEIL sie nicht mehr passieren! Das fällt mir immer wieder mal auf, aber besonders, wenn ich Fotos oder Videos anschaue. Beim Übertragen der Dateien von meinem Handy auf den PC bleibe ich eigentlich immer kleben. Wie hypnotisiert gucke ich mir all diese Fotos und Filmchen an; gerne bis spät in die Nacht. Geht nicht anders! Da war z.B. ein Video, als ich Abbi gerade mittags geweckt hatte und sie, noch verpennt im Schlafsack, ein zartes „alllooo!“ in die Kamera haucht. Das ist gefühlte Ewigkeiten her! (Real sind es bloß 2 Jahre). Jetzt spricht sie schon so deutlich und so gut; ein französisches ‚allooo?‘ gehört wohl erst ab der weiterführenden Schule wieder zu ihrem Repertoire.

Dann gibt’s Filme vom Muck, wie er vor der Musikanlage steht und zu seinem Lieblingslied tanzt und klatscht; das Männlein mit dem markanten Kopf und den viel zu großen Füßen. – Das war damals: Jetzt kann er auch schon ganze Sätze kauderwelschen und seine Füße haben sich proportional angeglichen. Die Babyzeit ist gnadenlos vorbei! Die ersten letzte Male – sie schaffen auch Raum für Neues!

Des Schätzleins aktuelles Thema ist: Sie möchte übernachten. Bei ihrer besten Freundin, bei ihrer Cousine, der anderen Cousine, oder, oder, oder. Oder diejenigen sollen bitte alle hier bei uns übernachten. Meinetwegen! Meinetwegen kann der ganze Kindergarten hier schlafen; meine Abbi geht noch genau nirgendwo hin über Nacht – zumindest nicht ohne mich (Herr Lampenhügel sieht das genauso). Bis vorgestern war es doch noch unvorstellbar, dass sie NICHT in meinen Armen liegt bis sie eingeschlafen war. Jeeden Tag hatte ich beide an mir – mittags und abends… IMG_8735Und jetzt!? Jetzt ist sie eine Penntüte sondergleichen! Man kann gar nicht so schnell gucken, wie sie eingeschlafen ist, nachdem sie folgende Worte gesprochen hat: „Mamma… is will eine Ruhe haaben.“ Dann lernt sie inzwischen Fahrradfahren; geht alleine zur Toilette (nachdem sie sich oft noch mein OK abholt, dass das eine gute Idee ist, wenn man mal muss). Der Muck kann jetzt auch schon „aarum???“ fragen und „iich aaauch“ sagen anstatt „ii aaa“. Alles ändert sich immer; das ist das Leben! Alles geht voran.

Hach ja! Da muss man schon mal seufzen. Es ist aber ein Gute-img_7237Mischung-Seufzer. Solche letzten Male bedeuten ja auch ein Stückchen mehr Freiheit für mich und sie sind ein Anfang von etwas! Und jedem Anfang liegt ja bekanntlicher Maßen ein Zauber inne.

Simsalabim!

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