Wir sitzen also endlich im Auto; 2 ganze Tage Wartezimmer und Krankenhäuser liegen hinter uns (zu lesen im Teil 1, „Muckens angebrochenes Handgelenk – die Grünholzodyssee“ ), kurz vor 20 Uhr jetzt, und der Gips ist schon wieder ab. Na das kann ja heiter werden… Als wir zu Hause ankamen, war Herr Lampenhügel zum Glück schon da und übernahm das Wiederdrumwickeln der Gipsschiene. Neues Verbandsmaterial hatten wir zufällig zu Hause! ICH war genau zu gar nichts mehr in der Lage.
Der Muck trug dann 2 Wochen tapfer seine Gipsschiene. Gut, alle paar Tage mussten wir neu wickeln und bandagieren, weil die Schiene einfach nicht hielt, aber er hat’s geschafft; ohne weitere große Verletzungen. Er hat sich ziemlich schnell an die neue Situation mit nur einem gebrauchsfähigen Arm gewöhnt.
In dieser Gips-geschienten-Zeit passierte wie schon im ersten Teil diese Artikels erwähnt, dem Sohn einer Freundin GENAU DAS GLEICHE! Grünholzfraktur. Da ich wusste, worauf man in diesem Ärztesystem achten muss, konnte ich ihr wertvolle Tipps geben; und sie sind dann schnell an den notwendigen Gips gekommen. Lest hier den Beitrag zur „Grünholzfraktur“ von der wunderbaren Frau Confuss!
Aber wieder zum Muck: Die vielen unterschiedlichen Aussagen der Ärzte über die Tragedauer der Schiene hatten mich derart verunsichert, dass ich die Schiene nicht 2, sondern knapp 3 Wochen an seinem Arm ließ. Zwei Wochen sind zum Knochenzusammenwachsen nun auch wirklich nicht lang… Ich wollte in keinem Fall riskieren, dass der Bruch noch nicht verheilt war.
Als ich mich dann traute; Bändel abwickeln, Schiene runter… da trollte sich der Muck sogleich und spielte. Nix mit feierlicher Stimmung à la „Die bin ich los!“ oder staunende Blicke zum genesenen Handgelenk! Ich beobachtete ihn natürlich verstärkt und meinte zu sehen, dass er die Schonhaltung, die er direkt nach dem Sturz eingenommen hatte, nun latent wieder anwandte. Ich wog ab – noch einmal lange Wartezeiten im Wartezimmer einer Praxis XY, aber dann die Sicherheit, dass alles gut ist oder ihn weiter beobachten und Vermutungen anstellen? Ich traute mir nicht zu, dieses Urteil über sein Handgelenk zu fällen! Obwohl ich es vermeide übervorsichtig zu sein und sofort zum Arzt zu gehen, entschied ich, dass ich zu meiner Beruhigung die Endkontrolle von einem Fachmann brauchte.
…aber wo findet man diesen Fachmann?? Die Kinderärztin fiel raus, der ungesehene Orthopäde auch, die Uniklinik sowieso. Da kam wieder Frau Confuss ins Spiel; jetzt zu MEINEM Vorteil. Sie berichtete mir, dass sie des Sohnes Gips sehr wohl in dem kleinen unaufgeregten Krankenhaus bei uns ums Eck bekommen hatten, da, wo wir nicht behandelt worden waren (!schnauf!). Zwar landete des Sohnes Gips fast (!) am falschen Arm, aber eben nur fast! Sie hatten damals das Glück gehabt, dass ein Chirurg Dienst in der Notaufnahme hatte (Chirurgen dürfen gipsen, Orthopäden nicht).
Glück…, na das können wir ja auch mal gebrauchen… Ich rief also wieder in dem kleinen Krankenhaus ums Eck an und sprach mit mehreren Angestellten über mein Anliegen. Keiner wollte mir so richtig zusagen, dass wir kommen können, aber ich ließ nicht locker und brachte letztendlich auch an, dass meine Freundin kürzlich schließlich und überhaupt (!) auch mit ihrem Kind dagewesen sei und sogar behandelt worden war! Nachdem ich dann noch persönlich mit der diensthabenden Ärztin gesprochen hatte, durften wir am nächsten Tag in die normale Sprechstunde kommen! Ein Chirurg hätte dann Dienst und würde einen Blick auf das ehemals angebrochene Handgelenk werfen.
Gesagt, getan, nächster Tag. Kurz nach 9 Uhr kamen wir in der Ambulanz an. Um die Zeit sollte laut Ärztin nicht viel los sein. Ihr kennt das mit Murphys law – wenn es in Kraft treten kann, dann tritt es auch in Kraft; das Wartezimmer war voll. Ca. 7 Patienten vor uns. Oh mann…! Gut, dass ich Obst, Knabbereien und Pappbilderbücher dabei hatte – dort gab es nämlich genau NICHTS an Angeboten der Kindesunterhaltung. Der Muck sitzt brav in der Karre und schnabbuliert erst die Trauben, dann das Gebäck weg. Die erste halbe Stunde Wartezeit ist rum und vor uns jetzt nur noch 5 Patienten. Muck erfreut sich bester Laune und die ist ansteckend. Der junge Erwachsene, sehr trendig angezogene Mann vom Stuhl gegenüber vergisst seine Coolness und tauscht freundliche Blicke mit dem Muck. Das unterhält ihn weitere 10 Minuten. Danach Kuscheln mit Mama; alles gut bisher. Dann betritt eine Dame besten Alters das Wartezimmer und lässt sich einige Stühle neben uns nieder. Auch sie wird fröhlichst vom Muck angestrahlt und SIE ist SEHR empfänglich dafür. Schon nach kurzer Zeit hält sie nichts mehr auf ihrem Sitz und sie rutscht rüber zu uns; quasi auf meinen Schoß. Alle ihre Dämme sind gebrochen und sie fingert hemmungslos am Muck herum. Der genießt die Aufmerksamkeit, mir ist es jedoch – Oberschenkel an Oberschenkel – zu eng mit ihr. Ich habe Mühe, sie etwas auf Abstand zu halten. Sie küsst seine Hände, möchte ihn auch ins Gesicht küssen (das kann ich freundlich abwiegeln) und würde ihn auch gerne mal auf den Arm nehmen oder gar ‚büsschen mit ihm vor de Tür‘; zu meiner Entlastung, meint sie. Sie selbst habe auch so süße Enkelschen, höre ich sie sagen. Das ist schön und freut mich, aber meinen Muck bekommt sie nicht; und schon gar nicht vor die Tür!
Da endlich! Nach 2 langen Stunden Wartezeit werden wir aufgerufen und dürfen durch eine Glastüre in den Bereich mit den Behandlungszimmern eintreten. Aus den Fängen der Dame! Muck und Karre gepackt, auf Wiedersehen, ältere Dame und Ihnen alles Gute, und schnell durch die Glastüre hindurch. Geschafft. Aber auch hinter der Glastüre passiert erstmal nichts; wieder Warten.
Dann irgendwann kommt ein Arzt zu uns. Er spricht erstmal den Muck an und fragt, wie es ihm geht, bevor er mir überhaupt Beachtung schenkt. Top! Genau so muss es sein – der Muck ist der Patient und er kann schon alles verstehen und ist auch ansprechbar. Sehr sympathisch. So, wie der Arzt mit dem Muck umgeht, ist er selber Vater, schätze ich. Mehrfacher Vater. Nachdem ich ihm unser Anliegen geschildert habe, kündigt er an, einen einfachen Drucktest zu machen. Der würde sofort zeigen, ob die Fraktur verheilt ist oder nicht. Ich hoffe bloß, dass der Muck keine Schmerzen haben wird. Aber er merkt gar nicht, dass er untersucht wird, sondern denkt, dass der freundliche große Mann mit ihm spielt. Das tut er tatsächlich auch :-). Das kurze Drücken auf das ehemals angebrochene Handgelenk lässt den Muck total kalt! Der Arzt bestätigt mir: Alles gut. Heileheile. Die Schonhaltung würde sich in den nächsten Tagen auch verlieren. Na also! Gutes Heilfleisch!
Und genau so war’s: Keine Schonhaltung mehr, keine Zurückhaltung. Jetzt springt der Muck wieder über Wiesen und Felder – wie ein junges Reh. Und ich weiß: Wenn er das nächste Mal so richtig Bumm! macht, fahre ich sofort mit ihm ins Kinderkrankenhaus und sonst nirgendwohin.