…oder wie mein Nabel brach und mich zur gebückten Quasi-Moda machte.
Der Reihe nach:
Dieses Mal bin ICH dran – obwohl sich der Muck die letzten Tage wirklich Mühe gegeben hatte und sich auf einem Spielplatz das Schiffssteuerrad mitten ins Gesicht steuerte! Sein
erstes blaues Auge samt Platzwunde im Ergebnis. Er sieht ziemlich abenteuerlich aus, der kleiner Ghettoboxer (auf dem Foto ist das Auge noch ‚frisch‘ angedätscht und noch nicht blau…)
Mein Bauchnabel ist gebrochen und muss operiert werden. Er war schon seit der 2.Schwangerschaft eine Sollbruchstelle; sah seither auch etwas vergnüddelt aus (war also schon gebrochen) und ziepte hier und da mal, wenn ich mich zu sehr streckte; das konnte ich ignorieren. Seitdem ich aber stark erkältet war und viel gehustet hatte, bereitete er mir kurze, heftige Schmerzen, wie, als wenn ‚da einer mit’n Messer so rischtisch raiinschtischt!‘ (wer weiss es? Woher stammt das Zitat?!). Darum hatte ich das Thema Nabelbruch schon mal recherchiert und gelesen, dass es bei Erwachsenen eigentlich immer operativ behandelt werden muss, da die Bruchstelle nicht mehr von alleine zuwächst. OP? Nicht mit mir. Ich hatte mit mir abgemacht, keinen Nabelbruch zu haben. Bis jetzt ging das gut.
Kleine Nabelbruch-Lektüre:
Der Bauchnabel ist eine Schwachstelle im Körper; er wird nur durch durch dünne Muskelhaut (Faszie), Bindegewebe und Bauchhaut gehalten; daher ist er anfällig; egal, wie trainiert das Sixpack auch sein mag.
Nabelbrüche (Nabelhernie) entstehen, wenn das Bindegewebe durch zu große Belastung nachgibt und eine Öffnung entsteht (Bruchpforte); Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Risikofaktoren sind sind z.B. Rauchen, Übergewicht, Schwangerschaften, schweres Heben, Husten und Niesen. Oft sind Nabelbrüche angeboren, bei Säuglingen wartet man meist das 3.Lebensjahr ab, da die Schwachstelle meist von alleine oder mit unterstützenden Verbänden zuwächst. Schwierig wird es, wenn durch die Bruchpforte Darm oder andere innere Organe austreten (heißt Bruchsack). Das verursacht erstens Schmerzen und noch schlimmer: Das ausgetretene Gewebe kann ein- oder abgeklemmt werden, in dem Fall ist eine OP nötig. (Dann ist es sogar ein Notfall; passiert allerdings selten.) In dem Fall hat man starke Schmerzen und oft Übelkeit, Schwindel, etc. Es gibt 2 OP-Arten, je nach Größe der Bruchpforte und Konstitution des Patienten: Offene OP, dazu wird die Bauchdecke kreisrund um den Nabel herum geöffnet – und die minimal-invasive OP, die schonendere Variante, bei der durch kleine Hautschnitte Kamera und Werkzeug eingeführt werden (puh, schon beim Schreiben wird mir anders..). Man macht entweder eine Naht oder setzt ein Netz ein, um erneutes Austreten zu vermeiden.
Man kann einem Nabelbruch vorbeugen, indem man (wie immer) die Risikofaktoren minimiert: Ballaststoffreiche Kost, um Verstopfung vorzubeugen, wenig Heben und Tragen (sehr witzig; bei 2 Kleinkindern…!), nicht rauchen, usw.
Da brachen alle… Nabel.
Bei mir war’s aber ja schon zu spät: Ich hatte eine fette Erkältung, die mich sogar 2 Tage lang arbeitsuntauglich machte. Ich litt unter starkem Husten, der gute 2 Wochen anhielt; ein sehr trockener Reizhusten. Die Anfälle führten manchmal bis zum Brechreiz und dauerten auch nachts gerne 1 Std. an (ob das Keuchhusten war?). Irgendwann war diese automatische Hust-Bauchpresse wohl zuviel für meinen Näbli. Aufgebrochen war er ja wohl schon in der Vergangenheit, jetzt stülpte sich Gewebe nach außen – das tat weh! Seither laufe ich gebückt durch die Lande; ganz aufrichten kann ich mich nicht. Die Schmerzen halten sich sonst aber in Grenzen. Ich bin halt eingeschränkt – das nervt. Kinder tragen, heben – geht nicht. Kinder aus dem Haus bekommen oder sie vom Spielplatz wieder zurück bekommen: Geht nicht; schon doof. Gerade das Schätzlein, das im Moment alles, was Mama sagt, kacke findet und es boykottiert, verlangt nach diplomatischer Höchstleistung meinerseits, weil ich sie nicht einfach schnappen kann.
Welcher Arzt ist beim Nabelbruch zuständig? Die Ärzte-Findung
Was mache ich also mit dem Wulst? Ich rief meine Gynäkologin an. Sie riet, zu einem niedergelassenen Chirurgen zu gehen. Also weiter telefonieren; nachmittags auf dem Spielplatz; schönes Bild. (Der Muck dankte es mir wie gesagt mit einem blauen Auge). 2 Ärzte boten mir Termine in 10, bzw. 14 Tagen an, trotz Schmerzen und Schilderung des akuten Nabeldurchbruchs. Das erinnerte mich stark an die Odyssee mit dem Muck, der sich mal das Handgelenk angebrochen hatte…zu lesen hier. Es musste anders gehen; ich weiss ja nicht, was ich habe..! Ich brachte den Tag hinter mich, und als Herr Lampenhügel die Muckligen abends im Bett hatte, begab ich mich ins good old Kleinstadtkrankenhaus direkt bei uns ums Eck.
Endstation chirurgische Ambulanz
Nach einer knappen Stunde war ich an der Reihe; um 21 Uhr war nichts los: Die diensthabende Ärztin war total spaßbefreit; nicht, dass ICH in Plauderlaune gewesen wäre, aber das?? Hm. Nach knapper Begrüßung mit dem Austusch der notwendigsten Details und ihrer Aufforderung, mich auf den Rücken zu legen, drückte sie unangekündigt auf den Bauchnabelwulst. Im Affekt krallte ich mir ihren Unterarm; vor Schmerzen schossen mir Tränen in die Augen. Ungeachtet dessen drückte sie weiter wortlos auf mir herum. Auf meine japsende Nachfrage, was das solle, patzte sie kurz, dass sie den Wulst wieder ‚reindrücken‘ will; ich solle mich entspannen. Entspannen?! Hach, die war ja doch ganz lustig…! Ich versuchte, den Schmerz wegzuatmen – hat bei den 2 Geburten ja ganz gut geklappt; hier funktionierte es nicht. Irgendwann, als mir schlecht war, gab sie unverrichteter Dinge auf und zückte den Ultraschall. Diagnose: Hernia umbilicalis mit Einklemmung von Omentum, kein Hinweis auf Darminkarzeration. Zu Deutsch: Bauchbruch in Nabelgegend mit tastbarer Einklemmung von Fetthaut (unverschämt!), kein Hinweis auf Einklemmung des Darms. Der Nabelbruch ist also nicht (lebens-)gefährlich, allerdings ist das Gewebe wohl schon verwachsen, daher konnte sie den Wulst nicht wieder reindrücken. Ich müsste stationär und unter Vollnarkose operiert werden. Sie sagte das so, als würde sie mir noch was für den Einkaufszettel diktieren; als wäre das alltäglich. MIR rasten sofort die Gedanken durch den Kopf…! Operation! Dann drückte sie mir für die Nacht eine gute Dosis Schmerzmittel in die Hand und teilte mit, dass ich morgen angerufen werde, um einen OP Termin zu erhalten. Ende des Gesprächs. Fortan tippte sie ihren Bericht – ich war abgeschrieben. In meinem Kopf ratterte es aber weiter; ich hatte noch Fragen…! Alles, was ich wissen wollte, da mein Ausfall als 2-fach und berufstätige Kleinkindmutter gut organisiert sein will, musste ich aus ihr (Achtung Scherz:) herauskitzeln! Und ich bekam stets freundliche Antwort:
1.: Da Herr Lampenhügel in den nächsten Tagen unglücklicher Weise auf Geschäftsreise weilt, sorgte ich mich sofort um die Betreuung meiner Kinder. Daher musste ich wissen:
Wann bitte kann ich ungefähr mit einem OP-Termin rechnen?
–> Na heute Nacht nicht mehr, Sie sind ja kein Notfall, oder?!
Äh..ja, ich weiß, danke. Trotzdem ist es wichtig, den ungefähren Zeitraum zu wissen: In 2 Tagen, nächste Woche oder nächsten Monat??
–> Na hoffentlich noch diese Woche; Sie haben ja Schmerzen, oder nicht?!
(Ja, stimmt – da war doch was!)
Sie tippt ihren Bericht weiter.
2.: Ääh, entschuldigung…? Ich habe da trotzdem noch eine Frage:
Kann ich diese Schmerzmittel hier nehmen, obwohl ich meinen Sohn noch stille?
–> Was?! Der ist doch schon 2! Naja, einige Königskinder wurden von den Ammen ja auch noch gestillt, bis sie 18 waren, nicht wahr?!
Äääh (perplex ob dieser Unverschämtheit)… also… (egal, zurück zum Thema:) Darf ich das Schmerzmittel nun nehmen oder nicht? – und da grabscht sie mir das Zeug wieder aus der Hand.
–> Nee,besser nicht.
Ach so. Dann nehme ich anstatt dessen etwas anderes? 200er? 400er Schmerztabletten?
–> Na wenn Ihnen DAS reicht!?
Weiss ich doch nicht, Du Schrabnell!! Ich hatte bisher keinen Nabelbruch! (Das habe ich allerdings nur gedacht)!
3.: Außerdem werde ich einen mehrtägigen Arbeitsausfall verursachen.. im ersten Arbeitsmonat; unangenehm! Aber ich suche mir das hier ja nicht aus.
Auf jeden Fall fragte ich sie noch, ob ich arbeiten könne bis zur OP (weil ich das will). Ihre herzallerliebste Antwort:
–> Na wenn Sie DA für die telefonische Terminabsprache auch erreichbar sind?!
Ja, bin ich. Dann ist doch alles geritzt! Danke und Tschüss, Du olle Spackenlulli!
Pro und Contra
Gebückt und gebeutelt schlurfte ich heimwärts. In Krankenhäusern kann ich gar nicht gut sein; mir wird sofort von allem schlecht und ständig drohe ich in Ohnmacht zu fallen! Alleine der Geruch! Ein vorbeilaufender Kranker im Bademantel mit Tropf und Schlauch reichen schon aus, dann schwindelt’s mich und ich muss mich wie ein Käfer auf den Rücken legen und die Beine hochstrecken; meine Freude über die OP war also groß. Ich hatte doch entschieden, keinen Nabelbruch zu haben! Trotzdem bin ich natürlich heilfroh, dass es Menschen gibt, die andere operieren können, ohne sich dabei zu übergeben oder umzukippen – sonst wäre ich jetzt ewig die Bucklige! Zu Hause angekommen ‚impfte‘ ich meine Maam, das Ömchen, über die aktuelle Situation und war froh, dass sie mir ihre Unterstützung zusagte; sie bliebe auch über Nacht bei uns. Dann verbrachte ich eine sehr unangenehme Nacht, da die 2 Heim-Schmerzmittel nicht so richtig gegen das Ziehen (so wie als wenn da einer mit’n Messer raiiinschtischt…!) ankamen… Aber am nächsten Morgen klingelte das Telefon schon früh und jetzt steht der vorbereitende OP-Gesprächstermin mit meinem Schlächter. Hoffentlich ist der etwas besser gelaunt.
Eine Nacht im Krankenhaus. Das wird die erste Nacht ohne meine Kinder neben mir sein, ich vermisse sie jetzt schon. (Vielleicht kann ich nachts heimlich rüberlaufen ins eigene Bettelein…? Ist nicht weit! Und ich kann Krankenhäuser ja wirklich nicht leiden!
Aber wie immer GIBT es auch etwas positives an der Geschichte: Es bedeutet auch: EINE Nacht SCHLAFEN! Von vorne bis hinten, seit fast 4 Jahren! Na gut, ich nehme das Krankenhaus! – vielleicht muss ich doch so richtig, richtig, richtig gesund werden und besser gleich 2 Nächte da bleiben. In meinem Krankenhaus ums Eck; ist ja schließlich ’ne Bauch-OP!
PS: Das Zitat stammt aus einem Film von und mit Hans-Peter K., der da synonym heißt: „Keine Entschuldigung“ 🙂
Beste Frau Confuß – danke. Ich tiplle hier so vor mich hin. Ich habe eben auch bei Ihnen gelesen… die arme Uromi! Nicht auszudenken, wie das manchmal läuft.. gut, dass sie dem Krankenhauskeim entkam! Den möchte man sich ja unbedingt sparen..!
LikeLike
Frau Lampenhügel….ich kann es mir bildlich alles vorstellen. Ach, diese Krankenhäuser….und diese Ärzte manchmal.
Und wieso müssen um mich herum gerade eigentlich alle „umfallen“? Uroma, Schwiegermama auch (hat aber nu Blutergüsse), Uroma´s Lebensgefährte liegt sogar auf der Intensivstation mit man weiß es noch nicht…..Wuaaaaa. Das mag ich nicht!
Frau Lampenhügel, halten sie durch! Und schnelle Besserung!
LikeLike